Ambivalenz in der Frühschwangerschaft

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Neben der Vorfreude auf das Kind erleben Frauen manchmal auch Kummer und Verzweiflung, eine gewisse Ambivalenz in der Frühschwangerschaft. Solange es in einem gewissen Rahmen bleibt, ist das normal — aber woher kommt das?

Ambivalenz in der Frühschwangerschaft: Anzeichen

Die Schwangerschaft besteht aus einem einzigen Hormon-Chaos, sagt man: Im einen Moment sind werdende Mütter himmelhoch jauchzend vor Freude auf das Kind, im nächsten zu Tode betrübt. Gerade die “Schattenseite” der Schwangerschaft geben die wenigsten Frauen zu, doch es gibt sie: Ambivalenz.

In der Frühschwangerschaft wird der weibliche Körper in eine Ausnahmesituation katapultiert. Die Mutter muss von nun an für zwei (oder sogar mehr) sorgen, essen, leben. Damit verbunden sind Erschöpfung, Müdigkeit, Konzentrationsverlust, aber auch wandelnde Essgewohnheiten und Appetit. Es gibt Frauen, die in dieser ersten Phase viel mehr Appetit haben und essen als sonst, oder auf der anderen Seite im Extremfall gar kein Hunger haben und sich zum Essen regelrecht überwinden müssen.

Man kennt diese Signale auch außerhalb der Schwangerschaft. Verändern sich die Essgewohnheiten und fühlt man sich müde und antriebslos, so könnte das ein Zeichen für Stress und psychische Belastung sein. Die Folge ist Ambivalenz.

Gerade in der Frühschwangerschaft fühlt die Mutter ihr Kind noch nicht bewusst. Dadurch fällt es ihr schwerer, eine emotionale Bindung zu ihrem Kind aufzubauen und an diesem Gedanken verzweifeln viele Frauen. Hinzukommt auch die Angst vor der großen Veränderung und Verantwortung, von der sich viele überfordert fühlen.

Verändern sich die Essgewohnheiten und fühlt man sich müde und antriebslos, so könnte das ein Zeichen für Stress und psychische Belastung sein. Die Folge ist Ambivalenz. (#01)

Verändern sich die Essgewohnheiten und fühlt man sich müde und antriebslos, so könnte das ein Zeichen für Stress und psychische Belastung sein. Die Folge ist Ambivalenz. (#01)

Zeit des Risikos — Sorgen führen zu Ambivalenz in der Frühschwangerschaft

So glücklich sich werdende Eltern auch schätzen können, so sehr sind sie besorgt um ihre Kinder — das gilt sowohl für die ungeborenen als auch die geborenen. Denn wenn die Mutter schon viele Kinder hat, schon oft schwanger war und vieles also schon kennt, hat sie nämlich auch gewisse Sorgen:

“Oft denke ich daran, dass ich für meine anderen Kinder nach der Geburt vielleicht nicht so da sein kann, wie es sich für eine gute Mama gehört”, gesteht eine Mutter.

Da für das Baby nach der Geburt außergewöhnlich viel gesorgt werden muss, fürchten Eltern, in ihrer Liebe und Zuwendung für die anderen Kinder Abstriche machen zu müssen und deshalb Eifersucht bei den Geschwistern zu schüren.

In diesem Dilemma fühlt sich besonders die Mutter gefangen und sie kämpft als Folge dessen mit Frust und Traurigkeit, die in Ambivalenz ausarten kann. In der Frühschwangerschaft kann diese Angst deshalb bewirken, dass die Mutter — zumal die Bindung zum Kind und Bauch noch nicht richtig besteht — sogar eine Abtreibung in Erwägung zieht, diese Gedanken, Zweifel, Gefühle und Ängste aber oft geheim hält.

Umgekehrt ist es bei Familien mit langersehntem Kindeswunsch. Für sie ist die Schwangerschaft vor allem die Zeit des Risikos und der Angst vor Verlust. Besonders groß ist diese Angst in solchen Fällen vor einer Fehlgeburt und ebendiese Angst kann depressive Verstimmungen und Ambivalenz bei der Mutter in der Frühschwangerschaft hervorrufen. Denn das erste Trimester ist erfahrungsgemäß das unsicherste.

 

Wenn es in der Familie vor Schwangerschaftsbeginn tragische Vorfälle gegeben hat, kann das außerdem ein Grund Ambivalenz in der Frühschwangerschaft sein. (#02)

Wenn es in der Familie vor Schwangerschaftsbeginn tragische Vorfälle gegeben hat, kann das außerdem ein Grund Ambivalenz in der Frühschwangerschaft sein. (#02)

Weitere Ursachen für Ambivalenz in der Frühschwangerschaft

Diese Verlustangst kann sich besonders bei der Mutter steigern, wenn sie zuvor schon eine Fehlgeburt oder andere Komplikationen bei vorausgegangenen Schwangerschaften erlebt hat. Wenn es in der Familie vor Schwangerschaftsbeginn tragische Vorfälle gegeben hat, kann das außerdem ein Grund Ambivalenz in der Frühschwangerschaft sein.

Ursachen, die diese ambivalenten Gefühle in der Frühschwangerschaft verstärken können, sind auch:

  • Alltagsstress
  • Beziehungsprobleme
  • Körperliche Gesundheitsprobleme
  • Psychische Vorerkrankungen und Labilität
  • Emotionale Ausnahmefälle (zum Beispiel ein Todesfall in der Familie/Bekanntenkreis vor oder während der Schwangerschaft)

Video:Dr. Gunther Schmidt – Vortrag Ambivalenzen (5/10) – Formen und Umgang mit Ambivalenzen

Ambivalenz in der Frühschwangerschaft: Das ist zu tun

  1. Reden
    Ganz wichtig bei Sorgen und negativen Gefühlen ist es, dass man darüber redet. Bei Ambivalenz in der Frühschwangerschaft sollten Frauen sich daher umbedingt ihrem Partner anvertrauen. Eine Schwangerschaft ist eine gemeinsame Sache und sollte auch gemeinsam durchgestanden werden. Nächster Schritt wäre, um professionelle Hilfe bei Therapeuten oder Hebammen zu bitten. Schämen braucht man sich deswegen nicht!
  2. Bewegen
    Bewegung und frische Luft hilft bei depressiven Verstimmungen und Ambivalenz. In der Frühschwangerschaft können sich werdende Mütter etwa zum Schwangerschaftssport treffen (und sich dort auch mit anderen Müttern austauschen!)
  3. Vorbereiten
    Um Ambivalenz in der Frühschwangerschaft entgegenzuwirken, sollte man positive Gefühle teilen: die Vorfreude! Sobald die Schwangerschaft sicher zugesagt wurde, sollte die ganze Familie von der frohen Nachricht erfahren. Das macht das Baby automatisch schon zum Teil vom Leben und Familie.

Bildnachweis:© Fotolia-Titelbild: pathdoc-#01: Jeanette Dietl-#02:Dan Race

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